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Carl Gustav von Böhme (1811-1890) |
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Carl Gustav von Böhme, *31.07.1811 in Hamburg, † 0?.11.1890 in Lübeck. Steuermann und Kapitän. 1835 Heirat mit der Lübeckerin Anna Elisabeth, geb. Reimers (T. des Johann Peter Reimers). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
„Ein Teil seiner Jugend verlebte der Vetter auf dem Gut Bockhorn, dann zog er mit den Eltern nach Oldesloe, und von da nach Lübeck. Er hatte von Kindheit auf große Neigung zum Seewesen gehabt, gab aber diesen Wunsch seiner Eltern zuliebe auf, und besuchte die Gelehrtenschule in Lübeck. Aber die Neigung war so stark, daß sie wieder durchbrach, als sein Vater schon an seiner letzten Krankheit litt, und er ging als Schiffsjunge von Hamburg aus zur See. Er hatte dann Reisen als Matrose, ferner nach in Hamburg abgenommenem Steuermannsexamen, als Steuermann, und wurde ziemlich jung Capitain."[1] Im Alter von 22 Jahren erwarb er in Hamburg das Bürgerrecht und stach von dort als Schiffscapitain in See. Unklar ist, ob er 1833 nur die Ladung oder gleich das ganze Schiff veräußern wollte, denn wie Gustav von Böhme später notiert: „..führte ich das Schiff Caecilia unter Hamburgischer Flagge nach Rio de Janeiro, wo sich mir zum Verkauf desselben eine vortheilhafte Gelegenheit darbot...". Am 15. März 1834 erschien er auf dem dortigen General-Consulat der freien Hanse-Städte und bat um die nötigen Papiere für die Überfahrt eines Schoners, den er in öffentlicher Auktion „käuflich an sich gebracht habe [...] und demselben den Namen Augusta gegeben habe, und nun gesonnen sei, unter Hamburgischer Flagge, damit direct von hier nach Hamburg zu gehen".[2] 1834 erteilte ihm die Stadt Hamburg einen Seepass für den in Rio de Janeiro gekauften Schoner "Auguste"[3], das hierfür notwendige Bürgerrecht gab er jedoch ein Jahr später auf[4] und beantragte jenes Recht nun in Lübeck.[5] Dort vermählte er sich 1835 mit der Anna Elisabeth Reimers, die ihm in den nächsten Jahren zwei Söhne und eine Tochter schenkt. Das Haus in der Lübecker Altstadt - Trave bey der Fischstraße 116 - beherbergte neben den Eltern, den Kindern Gustav, Cäcilie[6] und Ludwig, auch noch die verwitweten Mütter der Eheleute.[7] Gustav von Böhme führte auch von Lübeck aus ein Schiff, an welchem er Anteil hatte, doch ohne glänzende Geschäfte zu machen. Auch die Kaufmannschaft in Riga hatte Jahre zuvor die Unterstützung an der verlustreichen Riga'schen Dampfschifffahrt nach Lübeck eingestellt, ehe sie sich 1845 entschloss, das ihr gehörende Dampfschiff "Riga" mit 80 Pferdestärken erneut in den Liniendienst zwischen Riga, Swinemünde und Lübeck zur Beförderung von Passagieren und Waren einzusetzen. Als ihren Capitain bestimmten sie den jungen Gustav Böhme, der von Anfang Mai bis Oktober regelmäßig alle 14 Tage auf Fahrt ging.[8] Im Jahr darauf fuhr er auf dem in London gebauten, neu gekupferten und aufs bequemste für Passagiere eingerichtete Dampfschiff "Düna". Von Lübeck aus meisterte Gustav Böhme 1846 elf dieser Dampf-Packet-Fahrten. Als Schiffsmakler fungierte das 1838 gegründete Unternehmen Helmsing & Grimm mit Sitz in Riga. In den Jahren von 1848 bis 1851 fuhr er die Strecke Riga - Stettin, ehe er erkrankte und in Folge dessen ganz auf die Tätigkeit als Kapitän verzichten musste. Seitdem lebte er „ohne Tätigkeit in seinem unglücklichen Zustand in Lübeck"[1] und starb dortselbst im Jahre 1890. |
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Libauisches Wochenblatt, 10. April 1848 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
________ [1] Familien-Nachrichten der Familie de Boor von Dr. Carl de Boor, niedergeschrieben Anfang des Jahres 1853. [2] Staatsarchiv Hamburg, Signatur: 131-1 I_33 B 157. Carl Gustav von Böhme - Erteilung eines Seepasses. [3] Ebd.. Anm.: 1835 erfolgte eine Namensänderung des Schoners in "Palermo Packet" und die Erteilung eines Seepasses an Ludwig Otte. [4] Staatsarchiv Hamburg, Aufgabe des Bürgerrechts u. Entlassung aus dem Bürgerverband. Signatur: 111-1_58685. 1835. [5] Archiv der Hansestadt Lübeck. Zulassung zum Bürgerrecht und Einwohnerrecht: Zulassungsgesuche und deren Erledigung 1834-1836. Signatur 02595, Datierung 1834-1836. [6] Cäcilie heiratet 1866 in Lübeck den in Schweden geborenen Bror Erik Friberg (1839-1878) und wandert mit ihm im selben Jahr nach Neuseeland aus. [7] Lübeckisches Adreß-Buch 1840. [8] Das Inland. Eine Wochenschrift für Liv-, Ehst- und Kurlands Geschichte, Geographie, Statistik und Literatur. Zehnter Jahrgang, Nr. 12. Dienstag, den 20. März. 1845. Erschienen in Dorpat (heute Tartu), Estlands zweitgrößte Stadt. |
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© Ulrich A. de Boor 2017 |