12.02.2017 11:45 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Claus de Boor (1819-1890) |
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Claus de Boor, * 30.07.1819 in Dockenhuden, † 10.08.1890 in Hamburg. Dr. jur., Advokat und Beamter im Landhypothekenbüro. Sohn des Juristen Dr. Carl Friedrich de Boor und der Senatorentochter Johanna Cornelia, geb. Sonntag. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Claus de Boor besuchte zunächst die private Knabenschule von Detmer am Hamburger Pferdemarkt, bei dessen Direktor er auch während des Aufenthaltes seines Vaters in Dockenhuden in Pension war.[1] Nachdem die Familie von Hamburg nach Oldesloe übersiedelte, kam er Ostern 1833 auf die Gelehrtenschule nach Plön, und zugleich bei dem dortigen Rektor Dr. Ludwig Johann Trede in Pension.[2] Im Oktober 1838 schrieb er sich mit der Absicht Jura zu studieren an der Universität Kiel ein, ging dann jedoch zunächst für ein Jahr nach Bonn, darauf ein Jahr nach Berlin, Göttingen und wieder Kiel. „Da er früher die Absicht hatte, in Holstein zu bleiben, und er erst kurz vor Beendigung seines Studiums, [...] vermocht wurde, sich in Hamburg niederzulassen, so machte er Ehrenhalber Michaelis 1844, das zu jener ersten Absicht notwendige Staatsexamen in Kiel, und erhielt den zweiten Grad mit Auszeichnung. Im Nov. 1844 kam er dann als Advokat nach Hamburg."[3] |
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Das Zimmer von Claus de Boor während der Schulzeit in Plön 1833-1838 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hier bezog er zunächst eine Wohnung im
Haus Neuerwall No. 62 und verlobte sich im Dezember 1847 mit Amalie Siemsen, ältesten Tochter des Senators Peter Siemsen, die in jener Zeit das schönste Mädchen in Hamburg gewesen sein soll. Die Hochzeit wurde in einer für Hamburg sehr unruhigen Zeit, den 16. März 1848 gefeiert. Anschließend erwarb Cl. de Boor das Haus Raboisen No. 9, in welchem das Ehepaar mit den beiden Söhnen Hermann und Albert die nächsten 15 Jahre lebte. Claus de Boor verwaltete seit Juni 1856 das Landhypothekenbüro[4], dessen Chef erkrankt war. „Am 15. Juni 1857 wurde er an diesem Büreau als Substitut angestellt und erhielt dann die Ernennung als Oberbeamter in demselben."[5] Diese Anstellung verwaltete er mit allgemein anerkannter Tüchtigkeit und Gewissenhaftigkeit, nebenbei verfasste er zwei Abhandlungen[6], betrieb eingehende historische Studien und engagierte sich im Verein für Hamburgische Geschichte, dem er 1847 beitrat. Darüberhinaus diente er als Hauptmann in der Hamburger Bürgergarde. Im Mai 1864 bezog die Familie das Haus auf dem Rothenbaum 197 (seit 1870 Rothenbaum-Chaussee), das gegenüber der Moorweide recht frei und nur durch eine Wiese getrennt an einem Graben - die sogenannte Hundebeck - stand. Später erbaute die Stadt darauf die Moorweidenstraße und Claus de Boor konnte den angrenzenden Teil der Wiese zukaufen, wodurch das Grundstück eine wesentliche Vergrößerung erlangte. In diesem Haus verbrachten die Eltern mit ihren heranwachsenden Kindern und Helene Krämer, die seit 1859 als Erzieherin und Gesellschafterin diente, die nächsten Jahre. Bei diesem Verhältnis blieb es bis zum Auszug der Söhne (Hermann ging 1869 als Maler nach Düsseldorf und Albert begann 1872 sein Studium). 1879 kehrt Hermann de Boor in das Elternhaus zurück und betätigt sich als Kunstmaler, zu dessen Zweck ihm der Vater im Garten ein Atelier errichtet. Nach der Heirat mit der Portraitmalerin Julie v. Ploos van Amstel erfolgte hinter dem Haus noch der Bau einer kleinen Künstlerwerkstatt, doch der Sohn erlag nur wenig später an den Folgen einer Tuberkulose. Claus de Boor starb am 10. August 1890 nach vierwöchentlichen schweren Leiden, nachdem er bis zum 10. Juli noch sein Amt hatte versehen können. „Er war ein durchaus ehrenhafter Charakter von peinlichster Rechtlichkeit, dabei von großer Herzensgüte, welche selbst eine gewisse äußere Schroffheit und ein Aufbrausen selbst bei geringsten Anlässen nicht verdecken konnte. Mit Recht sagte Bürgermeister Petersen, der am Begräbnis meines Vaters teilnahm, zu seinem Nebenmann, da wird ein vorzüglicher Beamter und ein vollendeter Ehrenmann begraben."[7] |
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________ [1] Prof. Dr. Johann Heinrich Christian Detmer (1790-1846) war bis zu seinem Tode Vorsteher der von ihm gegründeten Lehr- und Erziehungsanstalt. [2] Prof. Dr. phil. Ludwig Johann Trede (1791-1868) war von 1832 bis 1848 Rektor an der Gelehrtenschule in Plön. Bei einer Volkszählung 1835 wird Claus d. B. als "sein Kostgänger und Schüler der Gelehrtenschule" bezeichnet. Die Wohnung war in der Altstadt, Schloßstraße Haus No. 39. [3] Familien-Nachrichten der Familie de Boor von Dr. Carl de Boor. Zweite Abschrift mit Ergänzungen von unbekannter Hand. [4] 1843 kam es in der Stadt zur Schaffung eines eigenen Hypothekenbüros, das 1864 in das Hypothekenamt umgewandelt wurde; es gliederte sich schon bald in das Stadt- und das Landhypothekenbüro. Staatsarchiv Hamburg, 231-1 Hypothekenamt: In Vorbemerkung zur Verwaltungsgeschichte des Hypothekenamts. [5] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 46. Aufzeichnungen des Archivardirektors Dr. Albert de Boor über seine Jugendzeit. [6] "Ueber die Bedeutung der sogenannten Verlassungen im hamburgischen System des Realcredits", erschienen bei Nestler und Melle 1859 und 1860 "Über das hamburgische Hypothekenwesen", erschienen bei Perthes, Besser & Mauke. Beide Werke werden fälschlicherweise oft seinem Bruder Carl de Boor zugeschrieben. [7] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 46. Aufzeichnungen des Archivardirektors Dr. Albert de Boor über seine Jugendzeit. |
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© Ulrich A. de Boor 2015 |