08.09.2022 17:43
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Heinrich Reinhold Pfeiffer (1884-1937)

      Richard
Pfeiffer
1850-1911
oo Bertha
Kusche
1847-1929
     
        |        
Ernst

1875-1942
Klara

1877-1957
Richard

1878-1962
Georg

1882-1917
Elisabeth

1883-1945
Reinhold
Pfeiffer

1884-1937
oo Manon
de Boor
1883-1967
Martin

1888-1914
            |    
          Heinrich
(Peter)
1918-1990
  Brigitte

1921-1996
 
    Carl Heinrich Reinhold Pfeiffer, *10.07.1884 in Breslau, † 30.11.1937 in München. Kunstmaler, Zeichner und Illustrator. Sohn des Tapezierers und Dekorateurs Richard Pfeiffer und der Berta, geb. Kusche (T. d. Johann Christian Kusche).

Reinhold Pfeiffer wuchs als sechstes von sieben Kindern in bescheidenen Verhältnissen in Breslau auf. Der Vater, ein Tapeziermeister und Dekorateur, erkrankte früh und so unterstützte der inzwischen heranwachsende älteste Sohn nach besten Kräften die Ausbildung der Geschwister. Seinen Neigungen entsprechend besuchte er die Königl. Kunst- und Kunstgewerbeschule seiner Vaterstadt, wo er sich unter Prof. Eduard Kaempffer den ihn später prägenden Strich aneignete. Es folgte ein längerer Auslandsaufenthalt, bei dem er im Frühjahr 1905 - zusammen mit seiner späteren Ehefrau Manon - den in Italien lebenden Bruder traf und einige Zeit in Rom verbrachte.

Bevor sein Bruder Richard 1910 die Stelle eines Hilfslehrers an der Königlichen Kunstakademie in Königsberg antrat[1], vermittelte dieser ihm den Kontakt zu Dr. Georg Hirth, Gründer und Herausgeber der Münchener Kunst- und Literaturzeitschrift „Jugend", der das Talent des jungen Künstlers rasch erkannte. Mehr als anderthalb Jahrzehnte wurden Reinhold Pfeiffers Karikaturen und Illustrationen in der Wochenschrift abgedruckt.
Nach der Heirat (1913) mit der Breslauer Professorentochter Manon de Boor, die mit ihm die dortige Kunstschule besucht hatte, wohnte das Paar in München.
1914 wurde er Mitglied im Bund zeichnender Künstler in München (B.z.K.M.), eine der bedeutendsten graphischen Vereinigungen, die es ihm fortan ermöglichte alle Ausstellungen zu beschicken. Auf der im selben Jahr stattfindende Münchener Jahresausstellung im Königl. Glaspalast war er erstmals mit einigen Zeichnungen vertreten.
[3] Seine Zeichnungen fanden sich zudem in den Räumen des Münchener Kunstvereins, in der Ausstellung des Künstlerbundes Schlesien in Breslau (1913), bei den Werken feldgrauer Künstler in Champagne (Vouziers 1917) oder im Deutschen Museum (Kunstausstellung 1932). 
Postkarte an Manon de Boor, 1902 [2]   


          R. Pfeiffer. Schulgang (?), 1914
Während seiner Militärzeit im 1. Weltkrieg zeichnete er für eine Reihe von Frontzeitungen und war Ende 1917 im Operationsgebiet Vouziers fast nur noch als Maler beschäftigt.[4] Die Ehefrau verbrachte derweil die letzten anderthalb Kriegsjahre im Hause ihrer Eltern in Marburg, wo im Juni 1918 das erste Kind zur Welt kommt.
Nach dem Krieg trat er in den ständigen Mitarbeiterstab der humoristischen Wochenschrift „Fliegende Blätter" ein und illustrierte mehr als 300 Ausgaben, ferner wurden seine Entwürfe in einer Vielzahl anderer Blätter, wie der Berliner „Illustrirte Zeitung" oder den Publikationen des Verlags von Velhagen & Klasing veröffentlicht.
Nach der Gründung des Fachverbands der freien Graphiker Bayerns, ist er in dessen Vorstand (1920). Darüberhinaus wirkte Reinhold Pfeiffer an einer Vielzahl von Kinder- und Jugendbüchern mit, in denen er den Bilderschmuck lieferte und die Märchen illustrierte. Darüberhinaus schmückten seine Zeichnungen Reklame- und Werbeanzeigen (u.a. für die Feist Sekt Kellerei AG).

Anfang der 1930er Jahre zieht die Familie nach München-Schwabing, wo Reinhold Pfeiffer 1937 im Alter von 53 Jahren starb.
                
 
 
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[1] Richard Pfeiffer (1878-1962) war mit der Malerin Gertrud Kohrt (1875-1939) verheiratet. 1913 wurde er Professor an der Kgl. Kunstakademie in Königsberg.
[2] Postkarte mit Zeichnung Reinhold Pfeiffers aus Zobten am Berge (Sobótka) in Schlesien nach der Besteigung des gleichnamigen Berges 1902.
[3] Reinhold Pfeiffer stellte dort u.a. die Zeichnung Auf dem Schulweg aus, die sich heute im Besitz des Kupferstichkabinetts, Staatliche Museen zu Berlin befindet.
[4] Tagebucheintrag der Manon de Boor (1854-1952) vom 30. Dez. 1917: "Er ist jetzt nur noch als Maler beschäftigt im Operationsgebiet in Vouziers; hat Auftrag über Auftrag, bekommt jetzt Urlaub nach München und soll unterwegs auch noch verschiedentlich porträtieren."



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