03.06.2019 18:07
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Carl Diedrich Thöle (1824-1867)

    Diedrich
Thöle
1788-18??
oo Beke Marg.
Bulling
1794-18??
       
      |          
                        Carl D.
Thöle

1824-1867
oo Elisabeth
de Boor
1828-1873
                                
        |        
      Margarete

1859-1885
Anna

1860-1872
Karl
Gottfried
1863-1923
     
Carl Diedrich Thöle, * 03.02.1824 in Bardewisch, † 07.11.1867 in Großenmeer. Lehrer und Pastor im Großherzogtum Oldenburg. 1858 Heirat mit Elisabeth, geb. de Boor (Tochter des Hamburger Juristen Carl Friedrich de Boor).

Carl Thöle war nach seinem Studium der ev. Theologie[1] zunächst einige Jahre interimistischer Lehrer in Jever, Oldenburg und Weinheim a. d. Bergstraße (Herbst 1849-53)[2], bis 1853 die Wiederbesetzung einer freien Stelle an der höheren Bürgerschule zu Oldenburg erfolgte, für die der Kandidat des Predigeramts C. Thöle geeignet erschien.[3] Hier unterrichtete er zunächst die vierte Klasse, ehe er 1859 zum Oberlehrer befördert wurde.[4] Rektor der höheren Bürger- und Dorfschule war zu jener Zeit der aus Oldesloe stammende Tycho Mommsen (1819-1890), der zuvor als erster Professor am Realgymnasium in Eisenach lehrte und die vakante Stelle des Rektors in Oldenburg, seit Ostern 1856, neu besetzt hatte. Mommsen war mit Franziska de Boor verheiratet, die ihm schon 4 Kinder geschenkt hatte und in deren Haushalt wohl auch ihre jüngere Schwester Elisabeth lebte. Augenscheinlich machte Carl Thöle im Hause seines Direktors auch die Bekanntschaft mit eben dieser Schwägerin, die den Absichten des Lehrers nicht abgeneigt war.
Der Verlobungszeit folgte am 02. Mai 1858 die Heirat, und im Oktober des darauffolgenden Jahres kam ihr erstes Kind zur Welt. Für den Vater kamen neben den privaten Veränderungen nun auch noch berufliche hinzu. Oberlehrer C. Thöle trat ins Pfarramt über und wurde „am 8. Januar 1860 zum Pastoren in Sandel gewählt, am 18. März (Laetare) desselben Jahres ordiniert und am 15. April (Quasimodogeniti) dort introduziert."[5] 

Der Empfang in dem kleinen Dorf war herzlich: „So wie wir an die Grenze kamen, geschah ein Kanonenschuß u. die Glocken begannen zu läuten; vor der Pastorei war eine Ehrenpforte errichtet mit einer Krone [...]. Der gesammte Kirchenrath, die Schuljugend und die Arbeiter von der Ehrenpforte und Zuschauer waren zum Empfang versammelt. Ich wurde mit einer Anrede u mit einem Gedichte empfangen, die Krone wurde auf den Schooß meiner Frau heruntergelassen, außerdem wurde uns Wein präsentirt."[6] 
Zu dem Einführungsgottesdienst reiste auch der Geh. Kirchenrath Nielsen[7] mit zwei benachbarten Predigern an. „Nielsen hat prächtig u. ungemein herzlich gesprochen; ich bin auch mit meiner Predigt gut durchgekommen. Das Mahl war gut gerathen u so lief alles nach Wohlgefallen ab", berichtet Carl Thöle erleichtert an seine Schwiegermutter.

Das Leben auf dem Land war eine erhebliche Umstellung, mussten sie sich fortan nicht nur um die Kühe, Hühner und den großen Garten kümmern, auch alles Notwendige zum Leben und für den Haushalt war nur im entfernten Jever zu bekommen. Eine Stütze war jedoch ein junges Mädchen vom Land, das sich im Hause des Pastors auch um die mittlerweile drei Kinder nützlich machte.
Im Dezember 1863 wurde Carl Thöle als Pastor zu Großenmeer (Kreisgemeinde Elsfleth) gewählt und in der dortigen St. Anna Kirche am 1. Mai 1864 in die Gemeinde eingeführt.
Hier wirkte er jedoch nur noch dreieinhalb Jahre - am 7. November 1867 starb Carl Diedrich Thöle in Großenmeer.
 
 
 
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[1] Tübinger Universitätsschriften aus dem Jahre 1847. Verzeichnis der Beamten, Lehrer und Studierenden der königliche württembergischen Universität Tübingen in dem Sommerhalbjahr 1847.
[2] In: Die Prediger des Herzogtums Oldenburg seit der Reformation. [Band 1]. Zusammengestellt bis zum 1. Juli 1903 im "Oldenburgischen Kirchenblatt" Jahrgang 1903 ff. [Johs. Ramsauer].
[3] Niedersächsisches Landesarchiv Oldenburg, Best. 160-1 Nr. 1303. Evangelisches Oberschulkollegium Oldenburg.
[4] Hof- und Staatshandbuch des Großherzogthums Oldenburg für 1859.
[5] In: Die Prediger des Herzogtums Oldenburg seit der Reformation. [Band 1]. Zusammengestellt bis zum 1. Juli 1903 im "Oldenburgischen Kirchenblatt" Jahrgang 1903 ff. [Johs. Ramsauer].
[6] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 22. Brief des Carl D. Thöle an seine Schwiegermutter vom 23.04.1860.
[7] Dr. Nicolaus Johannes Ernst Nielsen (1806-1883), Geh. Kirchenrath und Oberhofprediger in Oldenburg. War Mitglied im Evangelischen Oberschulcollegium.



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