10.07.2016 12:00
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Friedrich Gerhard Vogel (1738-1814)

             Zacharias
Vogel
1708-1772
1.
oo
Elsabe M.
Rönnebach
17??-1752
         
      |          
Tochter

17??-17??
Jacob
Christian
1735-1814
Fried. Gerhard
Vogel

1738-1814
oo Maria Elis.
de Boor
1746-1810
Engel
Catharina
1741-1823
                 
                 
Friedrich Gerhard Vogel, * 30.09.1738 in Lübeck, † 23.03.1814 in Dockenhuden. J.U.L. Beider Rechte Lizentiat. Advokat in Hamburg, Sohn des Lübecker Arztes Zacharias Vogel (1708-1772) und der Elsabe Margaretha Rönnebach.

Friedrich Gerhard Vogel war der Sohn des Lübecker Arztes Zacharias Vogel und der Elsabe Margaretha, geb. Rönnebach[1]. Nach seinem Abgang von der Lübeckischen hohen Schule, reiste er Ostern 1757 zunächst nach Göttingen, um sich an der dortigen Universität der Rechtsgelahrtheit zu widmen. Wie viele andere Studenten verließ er Göttingen im Jahr 1759 (vermutlich um der drohenden Besetzung durch französische Truppen zu entgehen) und führte sein Studium in Helmstedt fort. Dort promovierte er als Lizentiat der Rechte am 17. Sept. 1762 und ließ sich 1765 in Hamburg nieder[2], wo er 1772 beim Domkapitel zum Vicarius immunis ernannt wurde.[3]

In freundschaftlicher Verbundenheit mit Joh. Abraham de Boor und dessen Frau Maria Elisabeth, geb. Timmermann übernahm er die Patenschaft ihrer Kinder Charlotte (1772) und Carl Friedrich (1776). Der erfolgreiche und vermögende F. G. Vogel unterstützte Mutter und Kinder zeitlebens, sorgte für ein Jurastudium des jungen Carl Friedrich de Boor und führte ihn nach seiner Rückkehr in die juristische Praxis ein. Nach dem Tode des Joh. Abraham de Boor 1799 heiratete die Witwe am 20. Okt. 1801[4], schon über 55 Jahre alt, den langjährigen Freund ohne Proklamation in der St. Nicolai Kirche zu Hamburg.

Vogel bewohnte neben dem Haus - Kohlhöfen Nr. 66 - in der Hamburger Neustadt auch noch ein Gartenhaus für die Sommermonate.  Diesen Freihof in Dockenhuden vor den Toren der Stadt hatte er seit 1789 zunächst gepachtet und schließlich 1803 gekauft.[5]
An beiden Orten fanden häufig Gesellschaftsabende statt, bei denen je nach Art der Gäste gemeinsam gespeist, erzählt oder auch Concert gegeben wurde. Unter ihnen waren der Baurath Arens mit Frau, der Direktor des Hamburger Johanneums Johann Gurlitt, der Dichter Klopstock und dessen Bruder, Heinrich Wilhelm Tischbein aber auch Freunde der Stiefkinder, die Vogel gern um sich hatte und oft auch förderte.[6] Einer davon war der spätere Historiker Friedrich Christoph Schlosser (1776-1861), der zusammen mit Carl Friedrich de Boor in Göttingen studiert hatte und während seiner Zeit als Hauslehrer in Othmarschen von den Zusammenkünften auf dem Gut in Dockenhuden berichtet:
Sein alter, blinder Pflegevater Vogel war einer der geschicktesten und reichsten Advocaten in Hamburg und machte ein gutes Haus; er fand Gefallen an mir, und ich war fast alle Woche, oft mehrere Tage hintereinander, bei ihm. Hier war eine Quelle ganz anderer Erfahrung. Der Alte hatte viel gesehen, viel gethan, hatte sich heraufgearbeitet und Reichthum erworben, er hatte Tage, wo er gern erzählte, oft bis tief in die Nacht hinein. Wir waren immer nur in kleiner Anzahl beisammen, und der damalige niederländische Geschäftsträger Reinhold und seine Schwester waren fast immer zugleich mit mir in diesem kleinen, für mich sehr angenehmen und belehrenden Kreise."
[7]

Nach und nach zog sich Vogel aus der Advocatenpraxis zurück und überließ seinem Stiefsohn die Geschäfte, der inzwischen die Tochter des Hamburger Bürgermeisters Amsinck geheiratet hatte. Der kinderlose Vogel vermachte ihm dann auch den Großteil seines Vermögens, da sein Neffe Zacharias Vogel schon 1803 gestorben und sich dessen Vater, Dr. med. Jacob Christian Vogel, bereits zur Ruhe gesetzt hatte. In seinem Testament bedachte er daher nur seine drei Stiefkinder und die in Lübeck lebende jüngere Schwester Engel Catharina Lamprecht, geb. Vogel.
Am 23. März 1814 verstarb Friedrich Gerhard Vogel in Dockenhuden bei Hamburg.

Grabplatte des F. G. Vogel im Gruftgewölbe der Hamburger St.-Michaelis-Kirche.


Friedrich Gerhard Vogel J.U.L.
              Begräbnis
        mit 20 Ruhejahren


J.U.L = Juris utriusque Licentiatus (beider Rechte Licentiat)
Grabplatte des Friedrich Gerhard Vogel

Unser Nachbar Lt. Vogel ist vorigen Mittewoche 23. an ein heftiges Brustfieber plötzlich gestorben, vermuhtlich hat der Aerger und der Gram, so durch die gegenwärtige Umstände hier in große Maaße fast täglich Veranlassung giebt, auch dazu beigetragen."[8]
                  
Peter Godeffroy, Dockenhuden, 29.03.1814


 
 
 
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[1] Zacharias Vogel war in zweiter Ehe mit Maria Sophia Rönnenberg vermählt. Die Kinder stammen aus erster Ehe.
[2] HOFFMANN, Paul Th.: Die Elbchaussee. Ihre Landsitze, Menschen und Schicksale. Hamburg, 1 Auflg. 1937, 9. Auflg. 1982.
[3] Neues genealogisches Reichs- und Staats-Handbuch, 1772, 2. Frankfurt 1772.
[4] Trauregister der evang.-luth. Kirche St. Nicolai. Jahrgang 1801, Nr. 81.
[5] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 18. Friedrich Gerhard Vogel und dessen Besitz in Dockenhuden.
[6] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 21. Briefe des Dr. Carl Friedrich de Boor aus Paris an seine Schwester Lotte u.a. mit Gegenbriefen Lottes 1802-1803.

[7] Selbstbiographie von Friedrich Christoph Schlosser in: Zeitgenossen. Biographien und Charakteristiken. Neue Reihe. Band 5. Heft 17-20. 1826.
[8] Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 18, 1914. Briefe von Peter Godeffroy und George Parisch aus den Jahren 1813 und 1814. Mitgeteilt von H. Nirrnheim.
Anm. des Verfassers zu den gegenwärtigen Umständen: Während der Besetzung Hamburgs durch franz. Truppen hatten sich die anrückenden russischen Truppen der Befreiungsarmee u.a. in den Landhäusern in Dockenhuden einquartiert. Hinzu kam ein große Anzahl Hamburger, die aus der Stadt vertrieben wurden.



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