27.12.2023 08:16 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Johannes de Boor (1674-1???) |
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Johannes de Boor, * 18.01.1674 in Bonames (Frankfurt), † ??.??.1??? in ?, Zimmerer. Sohn des Hanauer Walkmüllers Johann Jacob de Boor (auch du Bord, de/du Boir, de/du Bour, du bort/d oder Debohr). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Der erste Sohn der Eheleute de Bour erblickte rund ein Jahr nach der Hochzeit das Licht der Welt. Als Pate ihres Kindes wurde Johannes Busch bestimmt, ein Bruder von Jacobs Ehefrau Maria und Walkmüller auf der hiesigen Mühle in Bonames. Festgehalten im Kirchenbuch[1] lautet der Eintrag (nach dem julianischen Kalender): 1 6 7 4 „Den 20. Januarÿ, Jacob de Bour, auß dem Stift Bern, in der Schweitz, bürtig, und Maria Elisabeth, seiner Ehelichen Haußfrauen, einen Sohn getauft, welcher Sontags, den 18. Ejusdem, Nachmittags umb 3. uhren, in diese Welt gebohren, von Johannes Buschi, Peter Buschen, Walckmüller alhier, Ehelichem Sohn, auß der H. Tauff gehoben, und Johannes ge= nannt worden." Noch vor 1676 lassen sich die Eltern in Hanau nieder, wo der Vater Jacob als Walkmüller sein Auskommen fand. |
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Einige Jahre später erlernte der
Junge den Beruf des Zimmerers und
ging nach der Gesellenprüfung zunächst auf die
damals obligatorische Wanderschaft. Am 11. August 1697 begab er sich wieder nach Bonames, wo er beim dortigen Schultheiß Johann Adolph Wunderer um einen Geburtsbrief bittet. Die anwesenden sieben Gerichts-Schöffen bescheinigen, „daß auff heute unten bemaldten dati erschienen ist Johannes du Boor weÿlandt Jacob du Boors geweßenen Walkmüllers zu Hanau Ehelicher nachgelaßener Sohn [...] und er sich anderswo häußlich zusetzen, und daselbst einer Wohnung auff seinem Handwerk zu suchen vorhabens seÿ." Und weiter heißt es in der Urkunde: „So hat sich auch gedachter Johanneß de Boor von Jugend auff so lange er allhier und auff der Wanderschafft gewesen, wie einen frommen Ehrlichen Zimmergesellen geziemet, ehrbahr, und auffrichtig verhalten, daß Ihme Niemand etwaß unehrbahres nachsagen kann." Schließlich bestätigten sie, „daß Johanneß du Boor freÿledig, und Niemand etwaß mit leibeÿgenschafft oder andern dienstbarkeiten zugethan und verwand seÿ."[2] Nun konnte er als Auswärtiger sein Handwerk auch in fremden Gegenden ausüben und sich den dortigen Zünften gegenüber legitimieren. Rund zwei Monate später - im Alter von 23 Jahren - wurde Johann de Boor in der Stadt Frankfurt aktenkundig, als er im Oktober 1697 die Tochter des verstorbenen Bürgers und Hutmachers Wilhelm Vietor, Maria Susanna, heiratete.[3] Sein Vater, „weil. Jacob de Boor seel. gewesenen Walckmüller zu Hanau", ist dem Heiratsbuch nach bereits verstorben. Der Zimmerergeselle und sein Eheweib verblieben offenbar nur kurz in der Reichsstadt Frankfurt, denn weder dort noch in der Heimat seiner Ehefrau, dem Dorf Dirmstein in der Pfalz, finden sich weitere Spuren. Offensichtlich zog das junge Paar in die nahegelegene Stadt Worms, das durch franz. Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg fast völlig zerstört und entvölkert war. Der junge Handwerker wurde 1698 als Mitglied der Zimmerleuts-Zunft aufgeführt - darunter weitere 7 Reformierte. Insgesamt zählte die ref. Gemeinde damals bereits 35 Bürger.[4] Ihre Zahl erhöhte sich noch weiter als der Magistrat der Stadt im darauffolgenden Jahr die Ansiedlung von Reformierten vorantrieb - war mit ihnen doch die Hoffnung eines wirtschaftlichen Aufschwungs verbunden.[5] |
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Auszug
aus dem Heiratsbuch der Stadt Frankfurt 1697 |
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Als die
Anhänger des reformierten Glaubens zur Feier der wiedererlangten
Religionsfreiheit den ersten Gottesdienst - in Ermangelung einer Kirche
noch unter freiem Himmel - abhielten, waren unter den Anwesenden auch „Mstr. Johanneß de
Borr bürger und Zimmermann [und] Maria Susanna seine Ehl
Hausfrau", die ihr am 22. Juni Anno 1699 geborenes Kind auf den Namen Paulus taufen
ließen.[6] Der nun als Meister bezeichnete Bürger nahm am schwierigen und langsamen Wiederaufbau der Stadt teil und konnte durch seine Arbeit die Familie ernähren. Vermutlich noch ohne Grund- oder Hausbesitz verdiente er rund 1.000 fl. (Gulden), auf die er dem Schatzungsbuch der Stadt zufolge, 2 Gulden und 30 Kreuzer an Steuern zahlte.[7] Inzwischen hatten die reformierten Neubürger in Worms eine hölzerne Behelfskirche errichten lassen, in der am 29. Juli 1704 ein weiteres Kind der Eltern im Beisein des Paten und Ältesten der ref. Gemeinde, Johann Schmidt, auf den Namen Johannes de Boor getauft wurde. Es scheint jedoch, als habe die Familie Worms danach wieder verlassen. Weitere Hinweise zum Verbleib der Eheleute oder der Kinder konnten bisher nicht gefunden werden. |
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________ [1] Pfarrkirche Bonames, Tauf-, Trauungs- und Beerdigungsverzeichnisse; Band 151 (1662-1733). [2] Geburtsbrief aus dem Jahr 1697, ausgestellt von dem Schultheiß zu Bonames (Landgebiet Frankfurt) Johann Adolph Wunderer für Johannes de Boor. [3] Heiratsbuch der Stadt Frankfurt 1693-1701, Jahrgang 1697. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a. M, Bestand H.13.52 Nr. 10. Sowie Proklamationsbuch mit Eintrag Dom: XVII. post Trinitatis, den 26. Sep. 1697 im Bestand des ISG H.13.54 Nr. 13. [4] Heyl, Leonhard Cornelius von und Friedrich Maria Illert: Geschichte der Friedrichskirche und der reformierten Gemeinde in Worms von den Anfängen bis zur Union 1822. Darin eine Liste der ref. Bürger in den Zünften der Stadt Worms aus den Jahren 1698 und 1700. [5] Die mit dem Vergleich zwischen Magistrat und der Reformierten Gemeinde in Worms erlangte freie Religionsausübung (exercitium religionis) wurde am 25. Juni 1699 mit einem Gottesdienst öffentlich eingeführt. Dafür wurde der Pfarrer der dt. ref. Gemeinde und Kirchenrat zu Hanau, Professor Dr. Gottfried Jüngst, beauftragt. Neben Predigen und Abendmahl erfolgte bei diesem Gottesdienst unter freiem Himmel auch die Taufe des drei Tage zuvor geborenen Paulus de Boor. Am 1. Januar 1700 fand dann der erste Gottesdienst in der neu errichteten Kirche durch Pfarrer Henrich Schmedes statt. [6] Tauf und Kopulations Buch der evang. reformierten Gemeinde in Worms, angefangen den 25ten Juny 1699. [7] Stadtarchiv Worms, Signatur: 001B:1370. Schatzungsbuch. 1689-1707. Darin aufgeführt die Mitglieder der Zimmerleutszunft und ihre jährliche Schatzung. |
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© Ulrich A. de Boor 2015 |