27.12.2023 08:16
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Johannes de Boor (1674-1???)

        Jacob
de Boor
16??-16??
oo Anna Maria
Busch
16??-1???
   
          |      
           Johannes
de Boor

1674-17??
oo Maria Susanna
Vietor
16??-17??
Anne Marie

1676-1???
Peter

1678-172?
Rahel

1681-1702
Julius

1684-1???
 
    |            
  Paulus

1699-17??
Johannes

1704-17??
         
  Johannes de Boor, * 18.01.1674 in Bonames (Frankfurt), † ??.??.1??? in ?, Zimmerer. Sohn des Hanauer Walkmüllers Johann Jacob de Boor (auch du Bord, de/du Boir, de/du Bour, du bort/d oder Debohr).

Der erste Sohn der Eheleute de Bour erblickte rund ein Jahr nach der Hochzeit das Licht der Welt. Als Pate ihres Kindes wurde Johannes Busch bestimmt, ein Bruder von Jacobs Ehefrau Maria und Walkmüller auf der hiesigen Mühle in Bonames. Festgehalten im Kirchenbuch[1] lautet der Eintrag (nach dem julianischen Kalender):
                 
                      1    6   7    4  
Den 20. Januarÿ, Jacob de Bour, auß dem Stift
Bern, in der Schweitz, bürtig, und Maria Elisabeth,
seiner Ehelichen Haußfrauen, einen Sohn getauft,
welcher Sontags, den 18. Ejusdem, Nachmittags umb
3. uhren, in diese Welt gebohren, von Johannes Buschi,
Peter Buschen, Walckmüller alhier, Ehelichem
Sohn, auß der H. Tauff gehoben, und Johannes ge=
nannt worden.
"

Noch vor 1676 lassen sich die Eltern in Hanau nieder, wo der Vater Jacob als Walkmüller sein Auskommen fand.
 
Einige Jahre später erlernte der Junge den Beruf des Zimmerer und ging nach der Gesellenprüfung zunächst auf die damals obligatorische Wanderschaft.
Geburtsbrief des Johannes de Boor, 1697Am 11. August 1697 begab er sich wieder nach Bonames, wo er beim dortigen Schultheiß Johann Adolph Wunderer um einen Geburtsbrief bittet. Die anwesenden sieben Gerichts-Schöffen bescheinigen, „daß auff heute unten bemaldten dati erschienen ist Johannes du Boor weÿlandt Jacob du Boors geweßenen Walkmüllers zu Hanau Ehelicher nachgelaßener Sohn [...] und er sich anderswo häußlich zusetzen, und daselbst einer Wohnung auff seinem Handwerk zu suchen vorhabens seÿ."
Und weiter heißt es in der Urkunde: „So hat sich auch gedachter Johanneß de Boor von Jugend auff so lange er allhier und auff der Wanderschafft gewesen, wie einen frommen Ehrlichen Zimmergesellen geziemet, ehrbahr, und auffrichtig verhalten, daß Ihme Niemand etwaß unehrbahres nachsagen kann."
Schließlich bestätigten sie, daß Johanneß du Boor freÿledig, und Niemand etwaß mit leibeÿgenschafft oder andern dienstbarkeiten zugethan und verwand seÿ."[2] Nun konnte er als Auswärtiger sein Handwerk auch in fremden Gegenden ausüben und sich gegenüber den Zünften legitimieren.

Rund zwei Monate später - im Alter von 23 Jahren - wurde Johann de Boor in der Stadt Frankfurt  aktenkundig, als er im Oktober 1697 die Tochter des verstorbenen Bürgers und Hutmachers Wilhelm Vietor, Maria Susanna, heiratete.[3] Sein Vater, „weil. Jacob de Boor seel. gewesenen Walckmüller zu Hanau", ist dem Heiratsbuch nach bereits verstorben.
Der Zimmerergeselle und sein Eheweib verblieben offenbar nur kurz in
der Reichsstadt Frankfurt, denn weder dort noch in der Heimat seiner

Ehefrau, dem Dorf Dirmstein in der Pfalz, finden sich weitere Spuren. Offensichtlich zog das junge Paar in die nahegelegene Stadt Worms, das durch franz. Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg fast völlig zerstört und entvölkert war.
Der junge Handwerker wurde 1698 als Mitglied der Zimmerleut-Zunft aufgeführt - darunter weitere 7 Reformierte. Insgesamt zählte die ref. Gemeinde damals bereits 35 Bürger.[4] Ihre Zahl erhöhte sich noch weiter als der Magistrat der Stadt im darauffolgenden Jahr die Ansiedlung von Reformierten vorantrieb - war mit ihnen doch die Hoffnung eines wirtschaftlichen Aufschwungs verbunden.[5]
Auszug aus dem Heiratsbuch der Stadt Frankfurt 1697            
  
 
Als die Anhänger des reformierten Glaubens zur Feier der wiedererlangten Religionsfreiheit den ersten Gottesdienst - in Ermangelung einer Kirche noch unter freiem Himmel - abhielten, waren unter den Anwesenden auch „Mstr. Johanneß de Borr bürger und Zimmermann [und] Maria Susanna seine Ehl Hausfrau", die ihr am 22. Juni Anno 1699 geborenes Kind auf den Namen Paulus taufen ließen.[6] 
Ein weiteres Kind der Eltern wurde im Beisein des Paten und Ältesten der ref. Gemeinde, Johann Schmidt, am 29. Juli 1704 auf den Namen Johannes de Boor getauft.

Es scheint jedoch, als habe die Familie Worms danach wieder verlassen. Weitere Hinweise zum Verbleib der Eheleute oder der Kinder konnten bisher nicht gefunden werden.
 
 
 
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[1] Pfarrkirche Bonames, Tauf-, Trauungs- und Beerdigungsverzeichnisse; Band 151 (1662-1733).
[2] Geburtsbrief aus dem Jahr 1697, ausgestellt von dem Schultheiß zu Bonames (Landgebiet Frankfurt) Johann Adolph Wunderer für Johannes de Boor.
[3] Heiratsbuch der Stadt Frankfurt 1693-1701, Jahrgang 1697. Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a. M, Bestand H.13.52 Nr. 10. Sowie Proklamationsbuch mit Eintrag Dom: XVII. post Trinitatis, den 26. Sep. 1697 im Bestand des ISG H.13.54 Nr. 13.
[4] Heyl, Leonhard Cornelius von und Friedrich Maria Illert: Geschichte der Friedrichskirche und der reformierten Gemeinde in Worms von den Anfängen bis zur Union 1822. Darin eine Liste der ref. Bürger in den Zünften der Stadt Worms aus den Jahren 1698 und 1700.
[5] Die mit dem Vergleich zwischen Magistrat und der Reformierten Gemeinde in Worms erlangte freie Religionsausübung (exercitium religionis) wurde am 25. Juni 1699 mit einem Gottesdienst öffentlich eingeführt. Dafür wurde der Pfarrer der dt. ref. Gemeinde und Kirchenrat zu Hanau, Professor Dr. Gottfried Jüngst, beauftragt. Neben Predigen und Abendmahl erfolgte bei diesem Gottesdienst unter freiem Himmel auch die Taufe des drei Tage zuvor geborenen Paulus de Boor. Am 1. Januar 1700 fand dann der erste Gottesdienst in der neu errichteten Kirche durch Pfarrer Henrich Schmedes statt.
[6] Tauf und Kopulations Buch der evang. reformierten Gemeinde in Worms, angefangen den 25ten Juny 1699.



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