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Peter Lüders (1785-1878)

  Friedrich C.
Lüders
1738-1807
oo Christina
Todsen
1758-1837
         
    |            
Bendix

1782-1841
Philipp
Christian
1784-1836
Peter
Lüders
1785-1878
oo Johanna
de Boor
1811-1880
Elsabe
Margar.
1786-1840
Marcus
Hoyer
1788-1864
und noch
3 weitere
Kinder
 
      |          
  Carl

1834-1924
Johannes

1835-1924
Elisabeth

1837-1876
Wilhelm

1838-1917
       
Peter Lüders, * 10.03.1785 in Tondern, † 12.10.1878 in Kiel. Schleswiger Rechtsgelehrter. Sohn des Friedrich Carl Lüders, Cammer-Assessor und Zollverwalter und der Christina, geb. Todsen. Seit 1831 verheiratet mit Johanna de Boor (T. des Carl Friedrich de Boor).

Peter L. war das dritte von acht Kindern des Cammer-Assessors und Hausvogts im Amt Tondern Friedrich Carl Lüders (1738-1807) und dessen Ehefrau Christina Todsen. Als der Vater, in Dänischen Diensten stehend, die Stelle des Amts- und Zollverwalters in Sonderburg antrat, schickte er den Sohn nach Husum im Herzogtum Schleswig, wo der Junge mit seinem ein Jahr älteren Bruder als Kostgänger[1] die dortige Gelehrtenschule besuchte.
Ostern 1805 verließ er die Schule um sich der Jurisprudenz zu widmen.[2] Im Mai desselben Jahres immatrikulierte er sich zunächst an der Universität Kiel[3], im Oktober 1806 in Heidelberg (bei Prof. A. F. J. Thibaut)[4] und ab Mai 1808 führte er das Studium der Rechte unter den Professoren A. D. Weber und J. C. Eschenbach d. J. an der Universität Rostock fort.[5]
Im Herbst 1810 begab er sich auf Schloß Gottorf in Schleswig, wo er mit 4 anderen Kandidaten der Rechte am königlichen Obergericht examiniert[6] wurde und die nächsten Jahre als Untergerichtsadvokat[7] ein Auskommen fand. Diese Funktion behielt Lüders auch, nachdem er 1815 als Canzleysekretair die Beamtenstelle des Stadtsekretärs in Husum übernahm.[8] [9] Hier wurde er 1819 zweiter Bürgermeister und zugleich Polizeimeister, bis er am 10. Oktober 1820 die Ernennung zum Rat bei der Schleswig-Holsteinischen Regierung im Rang eines wirkl. Etatsrats erhielt. Den Jahren als Rat am Königlichen Holstein-Lauenburgischen Obergericht zu Glückstadt folgte am 23. Mai 1826 noch die Ernennung zum Justitiarius der Güter Nübel, Unewatt und Norgaard[10] und gleichzeitig Haus- und Hardesvogt der Munkbrarupharde.[11] Eine Aufgabe, die seinen Vorstellungen wohl wenig entsprach - wurde Lüders doch nur Monate später durch den dänischen König Friedrich VI. seiner Dienste entlassen und wieder als Obergerichtsrat in Glückstadt eingesetzt.[12] 

Am 3. Dezember 1831 heiratete er Johanna de Boor (1811-1880), die Tochter des Hamburger Juristen Carl Friedrich de Boor und der Bürgermeistertochter Johanna, geb. Amsinck. Die Hochzeit fand auf dem Landsitz des Schwiegervaters im holsteinischen Dockenhuden vor den Toren Hamburgs statt und war trotz ihres hohen Altersunterschiedes eine sehr glückliche Ehe, aus der drei Söhne und eine Tochter hervorgingen.

Als in den Herzogtümern Schleswig und Holstein die Trennung von Justiz und Verwaltung beschlossen wurde, entstand 1834 eine für beide Herzogtümer gemeinschaftliche Verwaltungsbehörde unter dem Namen Schleswig-Holsteinische Regierung (Provinzialregierung), bei der Lüders als Regierungsrat nach der Stadt Schleswig versetzt wurde.[13] Hier kaufte Lüders 1839 das sogenannte Oehr, eine Halbinsel am Ufer der Schlei, das mit dem darauf befindlichen Landhaus für einige Jahre Mittelpunkt der Familie wurde. 
Im März 1846 wurde Lüders, nebst den meisten anderen Regierungsräten in Ruhestand mit vollem Gehalt versetzt.[13] Bis zu ihrer Auflösung im Dezember 1846 war Peter Lüders Abgeordneter der Schleswigschen Ständeversammlung[14] und von 1848 gewählter Vertreter der konstituierenden Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung.[15]

„Im Sommer 1850 nötigten ihn die politischen Ereignisse, Schleswig schleunig zu verlassen und sich in Holstein aufzuhalten. Er war meist in Kiel, wohin er im Frühjahr 1851 auch seine Familie zum bleibenden Domizil nachkommen liess."[13] Zwar hatte der dänische König 1851 eine Amnestie für die bei der Erhebung Beteiligten erlassen, jedoch war Lüders davon ausdrücklich ausgenommen.[16] 
Nachdem Dänemark den aus 50 Personen bestehenden Reichsrat einführte, gehörte Peter Lüders zu den 6 Abgeordneten, die im Januar 1856 aus den Mitgliedern der Holsteinischen Ständeversammlung gewählt wurden.[17] Sein juristischer Sachverstand und eine klare Sicht auf die politischen Entwicklungen wurden bei Kollegen gleichermaßen geschätzt und gefürchtet, war er doch ein Mann von bestechender Dialektik.

Als die Söhne auf die Universität gingen und Tochter Elisabeth sich 1857 verheiratete, wuchs auch bei Johanna L. der Wunsch nach einer geistigen Beschäftigung. Aus ihrer Neigung zur Botanik folgten Forschungen auf dem Gebiet der Algenkunde, die sie mit methodisch-systematischen Arbeiten vorantrieb. Peter Lüders unterstützte die Bemühungen seiner Frau bereitwillig, unterhielt dafür sogar ein Segelschiff mit zwei Matrosen in der Kieler Bucht. Später musste sie die Arbeiten aufgeben, da sie von fast fortdauernder sehr ernster Kränklichkeit heimgesucht war, welche häufige Besuche im Seebad Cuxhaven zur Folge hatte." Aber auch während ihrer Abwesenheit teilten die beiden in ihren Briefen eine tiefe und lebendige Anteilnahme an den bewegten politischen Ereignissen."[18]
 
Seinen Lebensabend verbrachte Peter Lüders in Brunswik (Kiel), wo er am 12. Oktober 1878 starb.
 
 
 
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[1] Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 412 Nr. 059. Volkszählung 1803, Amt Husum.
[2] Möller, Ernst: Schüler und Lehrer der Husumer Gelehrten-Schule von 1449-1852. Karl Wachholz Verlag, Neumünster. 1939. Seite 54, lfd. Nr. 969.
[3] Franz Gundlach (Herausgeber) in: Das Album der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665-1865, Kiel 1915.
[4] Matrikel der Universität Heidelberg 1386-1936: UAH M6: 1704-1810.
[5] Matrikel der Universität Rostock seit ihrer Eröffnung im Herbst 1419 bis zum Juni 1831. Anno 1807-1808. Seite 29, lfd. Nr. 26. 08.05.1808.
[6] Neue Schleswig-Holsteinische Provinzialberichte. Erster Jahrgang, 1811.
[7] Königlich Dänischer Hof- und Staats-Calender für das Schalt=Jahr 1812.
[8] Neue Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte. Dritter Jahrgang, 1816.
[9] Königlich Dänischer Hof- und Staats-Calender auf das Jahr 1817, 1818 und 1819.
[10] Neue Schleswig-Holstein-Lauenburgische Provinzialberichte. 16ter Jahrgang, 1827.
[11] Nordmann, Gertrud: Schleswig-Holsteinische Beamte 1816-1848. Schleswig 1997.
[12] Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 167.7, Nr. 276. Schreiben der königlichen Rentekammer in Flensburg.
[13] Familien-Nachrichten der Familie de Boor von Dr. Carl de Boor, niedergeschrieben Anfang des Jahres 1853.
[14] Königlich Dänischer Hof- und Staats-Calender für das Schalt=Jahr 1843 und folg. Jahre
[15] Protocolle der constituierenden Schleswig-Holsteinischen Landesversammlung 1848. Kiel.
[16] Allerhöchst privilegirte Schleswig=Holsteinische Anzeigen für das Jahr 1851.
[17] Zu den 6 Abgeordneten der Holsteinischen Ständeversammlung gehörten neben Etatsrath Peter Lüders (vormaliges Mitglied der schleswig-holsteinischen Regierung, wohnhaft zu Kiel), Carl v. Scheel-Plessen, Adolf v. Blome, Theodor v. Reventlow, Theodor Reincke und der Buchhändler Friedrich Pauly aus Heide.
[18] Aus dem Leben einer Großmutter: Johanna Elisabeth Lüders, geb. de Boor. In: DIE FRAU. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit 1934/35.



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