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Carl de Boor (1810-1853) |
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Carl de Boor, * 03.04.1810 in Hamburg, † 26.06.1853 in Hamburg. Dr. jur., Advokat und Lehrer. Sohn des Juristen Carl Friedrich de Boor und der Johanna, geb. Amsinck (T. d. Wilhelm Amsinck). 1839 Heirat mit Auguste Schwartze. | |||
Carl de Boor besuchte zunächst die Schule von Hillefeld und Friccius[1]. Dort war er auch mit seinem Bruder ganz in Pension, wenn die Eltern die Sommermonate auf dem Landsitz in Dockenhuden verbrachten. Später sorgte der Großonkel Peter Amsinck[2] während der Ferienzeit für Aufsicht und Unterkunft. 1822 kam er in die Quinta (5. Klasse) des Hamburger Johanneums, das er Ostern 1829 mit der Reifeprüfung verließ. Sein damalige Berufswunsch lautete: Lehrer an der Realschule.[3] „Um die Rechte zu studieren, ging ich um diese Zeit nach Heidelberg, wo ich noch ein Jahr mit Wilhelm zusammen war. Das zweite Jahr studierte ich in Halle, das dritte wieder in Heidelberg, wo ich Ostern 1832 promovierte. Den Sommer dieses Jahres blieb ich teils in Hamburg, teils in Berlin, im Oktober trat ich eine große, gerade ein Jahr dauernde Reise an, auf der ich mich im Winter hauptsächlich in Italien, im Sommer in Frankreich aufhielt. Im Oktober 1833 liess ich mich als Advokat in Hamburg nieder. In den zwei Jahren, dass ich es blieb, hatte ich keinen großen Erfolg. Im 2. Jahre fasste ich aus verschiedenen Gründen den Entschluß mich dem Lehrfach zu widmen, den ich dadurch auszuführen begann, dass ich Michaelis 1835 auf ein halbes Jahr nach Berlin ging, um mich dort in die Philologie mehr hinein zu setzen. Ostern 1836 zurückgekehrt, machte ich das Schulamtskandidatenexamen und gab dann Probestunden an der Gelehrtenschule des Johanneums, bis ich Michaelis 1837 zum Collaborator an der Realschule des Johanneums gewählt wurde. Am 10. Sep. 1840 folgte dieser Wahl die zum ordentlichen Lehrer an dieser Schule, welche am 24. Nov. desselben Jahres vom Scholarrate bestätigt wurde."[4] |
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Das Johanneum um 1846. Stahlstich von C. A. Lill und Joh. Poppel. |
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Carl de Boor folgte offensichtlich
zunächst dem Wunsch des Vaters nach einer Juristenlaufbahn, ehe dieser
1834/35 nach Oldesloe zog und Carl sich fortan der Lehrtätigkeit widmen
konnte, die seinen Neigungen eher entsprach. Als dann die Zahl der
Schüler anstieg und die Lehrerschaft erhöht werden musste, konnte
Direktor Krüger 1838 vermelden:
„...das Lehrerkollegium wurde durch die Anstellung des Herrn Dr. de Boor
erweitert, der schon in der Gelehrtenschule längere Zeit mit glücklichem
Erfolge unterrichtet und erfreuliche Beweise seiner Lehrtalente gegeben
hatte, und nun gegenwärtig unsere Anstalt, besonders durch seine
gründlichen Kenntnisse in neueren Sprachen, sehr nützlich wird."[5] Neben den Fächern Deutsch, Englisch und Französisch die Carl unterrichtete, fand er wohl keine Muße mehr sich wissenschaftlich zu betätigen. Der „ohnehin schwere Beruf" wie er später einmal notierte, ließ nur zu Beginn seiner Lehrtätigkeit eine Veröffentlichung zu. Im Sommer 1838 verlobte Carl de Boor sich mit Auguste Schwartze, die Hochzeit, die durch die Krankheit ihres Vaters verschoben, fand erst am 10. Januar 1839 statt und jene Krankheit veranlasste, dass sie bis zu seinem am 6. Juni erfolgten Tode und der darauf folgenden Auflösung seines Hausstandes im Oktober desselben Jahres in seinem Hause wohnen blieben. Dann fingen sie ihren eigenen Hausstand an. Ausgestattet mit dem Gehalt[6] eines Lehrers und einem Teil des elterlichen Vermögens zogen sie in den St. Georgskirchhof no. 26. In diesem Haus kamen in den nächsten Jahren sechs Kinder zur Welt. Die glücklichen Zeit ihrer Ehe wurde nur durch den frühen Tod eines Sohnes und einer wiederholt auftretende Schwächung seiner Gesundheit unterbrochen, die es erforderlich machte, mehrere Male um Urlaub zu ersuchen. Zwischenzeitlich erholt, nahmen seine Kräfte zu Beginn des Jahres 1853 immer mehr ab. In dieser Zeit schrieb er die Familien-Nachrichten der Familie de Boor auf, die in mehreren Abschriften noch erhalten, einen Einblick in das Leben der Verwandten und Vorfahren ermöglichen. Am 26. Juni 1853 starb Carl de Boor. Im Beisein von Lehrern und Schülern nebst vielen Verwandten und Freunden wurde er vier Tage später auf dem Friedhof der St. Michaelis Kirche begraben. In einem Andenken schrieb der Direktor der Realschule: „Seine ausgezeichneten Kenntnisse, besonders in den neueren Sprachen, mussten einer Schule, wie die unsrige ist, von bedeutendem Werthe sein, und die Art, wie er dieselbe zu gebrauchen wusste, sein festes, sicheres Fortschreiten im Unterricht, sein treues Achten auf die Thätigkeit jedes einzelnen Schülers, sein unermüdliches Einüben und Wiederholen des Vorgetragenen machte sein Unterricht sehr erfolgreich."[7] Veröffentlichung: Ueber das Attische Intestat-Erbrecht und einige andere Gegenstände des Attischen Rechtes und Prozesses zunächst als Prolegomena zu der Rede des Demosthenes gegen Makartatos. Perthes-Besser & Mauke, 1838. |
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________ [1] Fried. Hinr. Detlev Friccius und A. D. Hillefeld betrieben seit 1804 das Lehr-Institut Hillefeld & Friccius in der Mühlenstr. 87, nahe der St. Michaelis Kirche. [2] Peter Amsinck (1764-1828), Pastor an der St. Johanniskirche, war der Bruder seines Großvaters Wilhelm Amsinck. [3] Freundliche Mitteilung vom stellv. Schulleiter des Johanneums an den Verfasser, Juli 1999. [4] Familien-Nachrichten der Familie de Boor von Dr. Carl de Boor, niedergeschrieben Anfang des Jahres 1853. [5] KRÄMER, Prof. Dr.: Ueber die Beförderungsmittel des Fleisses. Bericht über das verflossene Schuljahr Michaelis 1837 bis Michaelis 1838. Hamburg 1838. [6] 1851 betrug das jährlich Gehalt von Dr. Carl de Boor 2.700 Courant Mark. In: Hamburgische Rath- und Bürgerschlüsse: 1851. Anlage No. 17, zu Cap. I., 4. Oeffentliche Lehr-Anstalten und Bibliothek. [7] BERTHEAU, Carl: Schulnachrichten vom Director. Darin ein Lebensabriss über Carl de Boor. Hamburg, 1853. |
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© Ulrich A. de Boor 2015 |