23.10.2016 14:36
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Carl Friedrich de Boor (1776-1848)

Carl Friedrich de Boor (1776-1848)
    Joh. Abraham
de Boor
1732-1799
oo Maria Elis.
Timmermann
1746-1810
       
      |          
  Cornelia

1768-1833
Wilhelmine

1770-1770
Charlotte

1772-1842
Carl Fried.
de Boor
1776-1848
1. / 2. / 3.
oo
 
Johanna E.
Amsinck
1786-1812
   
          |      
        Wilhelm

1807-1844
N.N.

1808-1809
Carl

1810-1853
Johanna

1811-1880
 
Carl Friedrich de Boor, * 13.05.1776 in Hamburg, † 07.05.1848 in Oldesloe. Dr. jur., Advokat und Privatier in Hamburg. Sohn des Johann Abraham de Boor, Kaufmann in Hamburg und der Malerin Maria Elisabeth, geb. Timmermann (T. d. Jochim Timmermann).

Carl Friedrich wurde in der Nacht vom 13. auf den 14. Mai 1776[1] als viertes Kind der Eheleute Johann Abraham und Maria Elisabeth de Boor in Hamburg geboren. Getauft durch den Archidiakon zu St. Michaelis Benedict Gilbert Flügge, standen am 17. Mai der Licentiat der Rechte Friedrich Gerhard Vogel und die Tante Catharina Margareta Timmerman[n] als Paten zur Seite.[2]
Als der Vater 1783 zu einer Reise nach den Nordamerikanischen Staaten aufbrach, um der dortigen Regierung die Glückwünsche des Hamburgischen Senats zur erlangten Unabhängigkeit zu überbringen, kam Carl Friedrich beim Rektor des Johanneums in Pension. Dieser Schulleiter war der Theologe, Philologe, Bibliothekar und Insektenforscher Prof. Dr. Anton August Heinrich Lichtenstein[3], der ihm auch während der Zeit auf dem Gymnasium von 1787 bis 1794 gründliche Kenntnisse und eine ansehnliche Fertigkeit in Sprachen und Wissenschaften vermittelte. Sein Interesse an der Naturgeschichte und namentlich an der Entomologie hielt allerdings nicht lange an.




Empfehlungsschreiben des
A. A. H. Lichtenstein, 1795

Ausgestattet mit einem Empfehlungsschreiben[4] seines Lehrers Lichtenstein, begab sich Carl Friedrich im Frühjahr 1795 nach Jena, wo er sich am 30. April an der dortigen Universität immatrikulierte[5]. Er verließ Jena aber bereits nach einem Jahr und ging zum Studium der Rechte nach Göttingen. Dort zahlte er am 9. April 1796 die fälligen 2 Reichstaler Gebühr und schrieb sich als civis ordinarius[6] in die Liste der Studierenden ein. Zu den Vorlesungen, die er in den folgenden 3 Jahren besuchte, gehörte auch Unterricht in der Geologie, Astronomie, physische Geographie, Meteorologie sowie Experimentalphysik unter Prof. Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799).[7]
Hatte sich Carl Friedrich schon in Jena mit seinem Hamburger Freund Johann Diederich Gries[8] einem Studentenkreis angeschlossen, war es in Göttingen eine Gruppe um Friedrich Christoph Schlosser (1776-1861), der auch später noch in Hamburg mit de Boor verkehrte („...in diesem kleinen, für mich sehr angenehmen und belehrenden Kreise.").[9]
Mit "Theses Inaugurales varii argumenti" erlangte Carl Friedrich im April 1799 die juristische Doktorwürde und ließ sich anschließend als Advokat und Dr. beider Rechte in Hamburg nieder.
Theses Inaugurales Varii Argumenti 
 
Wenige Wochen zuvor verstarb sein Vater und an dessen Stelle trat nun sein bisheriger Mentor und Patenonkel Friedrich Gerhard Vogel (1738-1814). Der Jurist Vogel hatte eine gutgehende Advokatenpraxis und dem jungen Carl Friedrich die Übernahme in Aussicht gestellt. Der Advokat Vogel war der Familie zeitlebens freundschaftlich verbunden und nahm sie nach dem Tode des Johann Abraham de Boor in sein Haus auf. Um der gesellschaftlichen Gepflogenheit zu entsprechen, heiratete er im Oktober 1801 die Witwe Maria Elisabeth de Boor.

Carl Friedrich de Boor verfügte nun über beste Voraussetzungen - er hatte nicht nur einen geachteten und überaus vermögenden Stiefvater mit besten beruflichen Kontakten, sondern auch eine Mutter, die sich seit Jahrzehnten als Malerin einen Namen gemacht hatte und mit nicht wenigen Kunstliebhabern und Gelehrten der Stadt Freundschaften pflegte.
Nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in Paris war es für den Junggesellen nun an der Zeit selbst eine Ehe einzugehen und die Auserwählte war keine Geringere als die älteste Tochter des Bürgermeisters Amsinck. Im August 1806 schwor er den notwendigen Bürgereid und gut vier Wochen später nahm er seine Verlobte Johanna Elisabeth Amsinck (1786-1812) zur Frau.
Das Ehepaar bezog zunächst eine Wohnung in den Hohe[n] Bleichen Nr. 274. Den Sommer verbrachten sie stets auf dem Landsitz in Dockenhuden, wo im Juli 1807 auch der erste Sohn zur Welt kam. Ihm folgten in den nächsten vier Jahren noch 3 Geschwister, von denen eines jedoch früh verstarb. Die Familie bewohnte nun ein Haus in der Pastorenstraße nahe der St. Michaelis Kirche. Der Familienvater - inzwischen vom Rath der Stadt zum Richter am Niedergericht[10] erwählt - stand wohl vor einer glänzende Kariere, als ihn der plötzliche Tod seiner geliebten Ehefrau den Lebensmut nahm. In seiner Trauer "zog er sich schon mit 36 Jahren, 1812, von allen Geschäften zurück und schlug, an Schwindel leidend, die ihm angebotene Stellung als Syndicus der Stadt Hamburg aus."[11]

     Bürger-Eyd des C. F. de Boor, 1806
 
Vier Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau vermählte sich der Witwer Anfang des Jahres 1816 mit der Senatorentochter Johanna Cornelia Sonntag (1788-1820) und zog mit ihr und Kindern aus erster Ehe in das vom Stiefvater ererbten Haus Kohlhöfen Nr. 66, das sich in der Hamburger Neustadt befand und fast anderthalb Jahrzehnte als Domizil in den Wintermonaten diente.
Im August des selben Jahres kommt auf dem Landsitz in Dockenhuden ein Sohn zur Welt, "zwei Monate vor der Zeit, nicht getauft, und am 9ten Tage bereits gestorben."[12]
1819 erfolgt die Entbindung eines zweiten Sohnes, der den Namen Claus erhält. Dieser ist zwar gesund, jedoch erkrankt die Mutter und stirbt nur wenige Monate später im Alter von 31 Jahren am 26. Februar des Jahres 1820.
Vermutlich über die in Oldesloe lebende Schwester lernt Carl Friedrich de Boor die Familie des dort sehr angesehenen Arztes Franz Daniel Hagelstein kennen, der sich nicht nur als Mitbegründer des Oldesloer Schwefelbades einen Namen gemacht hatte. Die unverheiratete Tochter Elisabeth Hagelstein war den Avancen des Witwers und Vater von vier kleinen Kindern nicht abgeneigt und so wurde sie im Oktober 1821 seine dritte Ehefrau. In den nächsten zehn Jahren lebte die Familie mit weiteren 5 Kindern wieder abwechselnd auf dem Landhaus in Dockenhuden und in der Hamburger Stadtwohnung, bis sie im Herbst 1831 die ausbrechende Cholera veranlasste auch den Winter auf dem Garten zu bleiben. Dort lebten sie ganz bis November 1834.
Als Privatier führte er einen aufwendigen Lebensstil - seine Mittel dafür aber offenbar weit überschätzte und weit großartiger lebte als er durfte. Hinzu kam das ein beträchtlicher Anteil seines Vermögens durch falsche Anlagen verloren ging.
Ende des Jahres 1834 verließ er Hamburg und siedelte mit Frau und Kindern dritter Ehe nach Oldesloe über. "Ohne besondere Schicksale verbrachte er hier seine übrige Lebenszeit, im Frühjahr 1847 bekam er die ersten Spuren von Wassersucht und nach etwa einjähriger, zum Glücke nicht schmerzlicher Krankheit, starb er am 7. Mai 1848."[13] Die Grabstätte auf dem alten Friedhof in Bad Oldesloe ist mit Tochter Johanna und den Schwiegereltern Hagelstein noch erhalten.
Das Wohnhaus Kohlhöfen No. 66        

 
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[1] Familien-Nachrichten der Familie de Boor von Dr. Carl de Boor. Zweite Abschrift mit Ergänzungen von unbekannter Hand und einer Notiz des Vaters vom November 1845: "Geboren nach besagtem Papier den 13. Mai, nach dem Kirchenbuch der Kirche St. Michaelis am 14. Mai 1776. Wahrscheinlich habe ich in der Nacht zwischen diesen beiden Tagen zuerst das Dunkel dieser Welt erblickt und dadurch Anlaß gegeben, daß die Urkunden nicht übereinstimmen."
[2] Staatsarchiv Hamburg (StA Hbg), 512-7 St. Michaeliskirche, Geburts- und Taufbücher. Taufbuch 1774-1776.
[3] Anton August Heinrich Lichtenstein (1753-1816) war 1777 aus Helmstedt kommend zunächst Konrektor am Johaneum, ehe er 1782 die Stelle des Rektors erhielt. Seine zoologischen Entdeckungen fanden bei Insektenforschern hohe Anerkennung. Sein Sohn war der erste Direktor des Berliner Zoologischen Gartens.
[4] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 30. Empfehlungsschreiben des A.A.H Lichtenstein vom 14.04.1795. Der Adressat in Jena konnte nicht ermittelt werden.
[5] ACHELIS, Thomas Otto: Hamburger Studenten in Jena 1548-1850, in Helmstedt 1574-1636, in Wittenberg 1602-1812, in Kiel 1665-1865 und in Halle 1690-1775. Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte, Band 31, 1930.
[6] HEERDE, Hans-Joachim: Das Publikum der Physik. Lichtenbergs Hörer. S. 116-117. Göttingen 2006.
[7] ebd.
[8] Johann Diederich Gries (1775-1842) wurde später zu einem bedeutenden Übersetzter der romantischen Ära. C. F. de Boor überließ Gries nach dessen Ankunft in Göttingen (Mitte April 1799) seine Studentenwohnung, die er - wegen seiner kurz zuvor erlangen Promotion - nicht mehr benötigte.
[9] Selbstbiographie von Friedrich Christoph Schlosser (1776-1861) in: Zeitgenossen: Biographien und Charakteristiken, Band 5 Ausgaben 17-20. "Einer der Freunde nämlich, der in Göttingen zu unserem Kreise gehört hatte, der später eine Tochter des Bürgermeister Amsink geheirathet hat, fand mich zufällig in Hamburg, erneuerte die alte Bekanntschaft und führte mich in sein Haus ein."
[10] JACOBJ, D. H.: Geschichte des Hamburger Niedergerichts. Hamburg 1866.
[11] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 46. Aufzeichnungen des Archivardirektors Dr. Albert de Boor über seine Jugendzeit.
Die Aussage C. F. de Boor habe sich von allen Geschäften zurückgezogen ist möglicherweise mit der Besetzung Hamburgs durch franz. Truppen begründet, die im Auftrage Napoleons eine neue Gerichtsbarkeit einführten. 1812 gehörte er noch zu den provisorisch ernannten Advocaten des Kaiserlichen Gerichtshofes zu Hamburg.
[12] Familien-Nachrichten der Familie de Boor von Dr. Carl de Boor. Zweite Abschrift mit Ergänzungen von unbekannter Hand und einer Notiz des Vaters vom November 1845 zur Geburt des Kindes (N. N. de Boor, 29.08.1816-09.09.1816). Lt. Kirchenbuch handelte es sich um ein Mädchen, das nach 11 Tagen starb.
[13] Familienarchiv de Boor - Landesarchiv Schleswig Abt. 399.9 Nr. 46. Aufzeichnungen des Archivardirektors Dr. Albert de Boor über seine Jugendzeit.



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