10.07.2016 12:00 | |||
Isaac de Boor (1704-178?) |
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Isaac de Boor, * 06.11.1704 in Hanau, † ??.??.178? in Hamburg. Weinhändler in Hamburg. Sohn des Johann Peter de Boor (auch Deboor oder Debor), Hanauer Walkmüller und der Johanna Maria Gruber (T. d. Michael Gruber). | ||
Das dritte Kind der Walkmüllerfamilie wurde am 09.11.1704 auf den Namen Isaac getauft[1] und fand - wie bei den beiden Kindern zuvor - in der hochdeutsch reformierten Kirche statt. Als Paten waren der Färber Isaac Baron[2] und seine Frau aus der Hanauer Neustadt anwesend. Der Eintrag im Taufbuch lautet: Eodem gebohren, d. 6. dito. der Vatter, Peter Debor, ein Walkmüller all hier, die Mutter, Johanna Maria. das Kind, Isaac. Gevatter, Msr. Isaac Barron, des Raths u. Färber in der Neustadt u. deßen Fr. Im Alter von 14 Jahren wurde er zusammen mit seinem Bruder Andreas in der Hanauer Neustadt gelegenen Hospital-Kirche durch den Inspektor der reformierten Kirchengemeinde Friedrich Grimm „ofentl. eingesegnet und confirmiret".[x] Isaac ging zunächst bei einem Weinküfer, Faßbinder oder Bender in die Lehre, ein für die Weinhandlung nützlichem Gewerbe. Später wird ihm der Lehrbrief die Aufnahme in das löbliche Amt der Weinverlasser ermöglichen: „Weil er ein zu Hanau von ehrb: Eltern gebohren und alda gelernt."[3] Es scheint aber, als habe er Hanau schon bald nach seiner Lehrzeit verlassen. Ob dies durch die Wanderjahre oder aber durch den Tod des Vaters begründet ist, bleibt unklar. Isaac fand im fernen Hamburg eine neue Heimat und eine der vielen reformierten Familien, die sich in der Hansestadt niedergelassen hatten, wird ihm bei seiner Ankunft geholfen haben. Am 18. Mai 1731 erhielt er mit einer Anzahlung von 75 Mark das Bürgerrecht (Großbürger) und zwei Tage später ist er im Traubuch der Deutsch-Evangelisch-Reformierten Gemeinde nachweisbar, als der - aus Bilt bei Utrecht stammende - holländischsprachige Pastor Jakobus (Jacob) de Reus[4] seine Vermählung notierte:[5] 1731 d 20 Maÿ Cop: 374 Isaac de Boor jung mann und Sohn von seeli: Peter de Boor, gebohren in Hanau, mit Anna Metta Mejer, junge Tochter von Hartwig Mejer gebohren in Hamburg Anna Metta Meyer war die Tochter des aus Lüneburg stammenden Hartwig Meyer, der in zweiter Ehe mit Idia Kocks verheiratet war. Eine in Amersfoort geborene Niederländerin reformierten Glaubens. 1732 fand die Geburt des ersten Kindes statt, dem noch sechs weitere folgten. Alle wurden in der ref. Gemeinde getauft und bis auf die beiden letztgeborenen Söhne, besuchten sie auch den dortigen Konfirmandenunterricht.[6] Isaac arbeitete im Weinhandel - einem Gewerbe, in dem er zunächst als unzünftiger Weinverlasser tätig war, sich dann aber wohl der Mitgliedschaft im Amt der Weinverlasser nicht entziehen konnte oder wollte, zumal es in der Stadt eine nicht unbedeutende Anzahl von Pfuschern gab. Verpflichtend war der Beitritt in das Amt zwar nicht, dennoch „zählten vormals alle, selbst die bedeutendsten Hamburgischen Weinhändler"[7] zu den Mitgliedern. Auch wenn die Aufnahme erst später erfolgte, wie das Beispiel von Johan Lorentz Meyer zeigt. Dieser war ohne Zweifel einer der wohlhabendsten Hamburger Kaufleute dieser Zeit und in der niedergeschriebenen Familiengeschichte wird berichtet, er sei „i. J. 1730 bereits als wohletablirter Kaufmann und Weinhändler zu Hamburg in guter Nahrung, als er es seinem Geschäfte zuträglich erachtete, dem hiesigen Amte der Weinverlasser beizutreten […]".[8] Am 16. Mai des Jahres 1737 versammelten sich auf Einladung des Präsidenten und Altvormann Johann Hinrich Mundt die Mitglieder des löbl. Amt der Weinverlasser „am gewöhl. Orte des Amts Haußes" in der „grossen Johannis Strasse", um die Gesuche des Isaac de Boor, Christian Hinrich Prodt und Johann Hinrich Mundt junior zur Aufnahme zu entscheiden. Nachdem die Meister angenommen wurden, so berichtet das Protokoll weiter, sind die 20 anwesenden Mitmeister „den Nachmittag zu einer kl. Mahlzeit invitieret worden, jedoch ohne der löbl. Amts=Lasten." Am Ende der Niederschrift findet sich noch das Notabene: „Isaac Deboor promittierte seinen Lehrbrief beÿ Verlust 20 rtl: [Reichstaler] innerhalb 2 Monat einzubringen." Einen Monat später haben die Herren Alten und Beisitzer die erforderliche Einsicht in den Lehrbrief genommen und Isaac versprach, dass er die Handwerksordnung und sich den Artikeln gemäß verhalten wird und „denen H: Patrone und H: Alten u: Beÿsitzern allen gebürl. Respect u: Ehre erweisen wolle." Anschließend unterschrieb er mit Datum 15. Juni 1737 eigenhändig als Isaac Deboor.[9] Ob ihm der Eintritt Vorteile einbrachte oder wie sich die Weinhandlung entwickelte, muss noch unbeantwortet bleiben. Dass er allerdings über die Grenzen Hamburgs hinaus handelte, belegt die Angabe seines Namens in einem Wiener Convocationsedict vom 10. Juli 1748.[10] In dem Nachlass als Gläubiger namentlich aufgeführt: „Isaac de Boor und Heyer [Hoyer] Handelsleute in Hamburg". Zudem befinden sich im notariellen Archiv des Amsterdamer Stadtarchivs schon ab dem Jahr 1739 zahlreiche Wechsel (Wisselbriefe) und Wechselproteste der Kaufleute Isaac de Boor & Hoyer aus Hamburg.[11] Diese Unternehmung existierte vermutlich bis in das Jahr 1752, als in der hiesigen Zeitung die öffentliche Aufforderung erfolgte, alle Ansprüche und Forderungen zur Berichtigung des Creditwesens von Isaac de Boor & Hoyer binnen eines Monats zu melden.[12] In diesem Zusammenhang steht ohne Zweifel auch der Verkauf seines Hauses auf der Neuenburg, am Orde der Reimersbrücke. Dieses Eckhaus am Nicolaifleet (dem Wasserweg für Waren zwischen Hafen und Börse) gelegen, war mit einem Brau-Erbe Privileg versehen und seit 1744 im Besitz des Isaac de Boor.[13] Es scheint jedoch, als habe er seine Geschäfte fortgeführt. In den Jahren von 1759 bis 1763 führte das Bankhaus Gebrüder Bethmann in Frankfurt ein Konto auf den Namen Isaac de Boor aus Hamburg, dessen durchschnittlicher Jahreswert bei 716 Gulden lag.[14] Seit der Aufnahme als Meister im Jahr 1737, führte Isaac de Boor sein Weinhandel noch mehr als 25 Jahre fort. In den Protokollen der Weinverlasser lässt sich sein Name bis in das Jahr 1765 belegen. 1747 wurde notiert: „Ferner ist das Amtl. Bothen Officium der Ordnung nach Meister Isaac de Boor hinwiederum aufgetragen, und von demselben willig acceptiret worden." Isaac de Boor erwarb sich mit der Zeit das Vertrauen seiner Mitmeister und so wurde er 1750 „per majora" von 26 zu 10 Stimmen zum „Büxsenmeister" (Verwalter des Zunftvermögens) gewählt.[15] Einige Jahre später setzte er sich bei der Wahl zum „Probemeister" mit 4 Stimmen Vorsprung gegen Joh. Hinrich Hencken durch und auch die Ernennung zum „Beÿsitzer" nahm er an. Nur bei der Wahl zum „Altermann" unterlag er im Jahre 1762 recht deutlich und am 17. April 1765 gaben ihm die anwesenden Mitmeister gar nur 5 Stimmen.[16] Wie lange er im Weinhandel arbeitete ist nicht überliefert, jedoch wird in der Familienchronik erwähnt, der älteste Sohn Johann Abraham sei nach seiner Rückkehr aus dem 7-jährigen Krieg (1763) Weinhändler geworden. Vermutlich hatte der Vater die Unternehmung dem Sohn übertragen. Isaac selbst kommt 1780 noch im Landesprotokoll des St. Johannisklosters vor, 1788 war er verstorben.[17] |
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________ [1] Stadtarchiv Hanau, 8. Taufbuch der Marienkirche 1691-1708, Nr. 349, Jahrg. 1704. [2] Isaac Baron, Sohn des verstorbenen Bürgermeisters von Hanau. Seit 1696 vermählt mit Anna Philippe, Tochter des wallonischen Predigers Monsieur Pierre Philippe (†1690). [x] Friedrich Grimm (1672-1748) hatte seit 1706 die 1. Pfarrstelle an der Hanauer Marienkirche inne und war zugleich Inspektor der reformierten Kirchengemeinden der Grafschaft Hanau-Münzenberg. Er war der Urgroßvater der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm. [3] Staatsarchiv Hamburg 612-1/60, II 1. Amt der Weinverlasser u. Faßbinder. [4] MAVIUS, Götz: Die Evangelisch-reformierten Gemeinden in Stade, Hamburg und Altona Ihre Pastoren und Kirchen 1588-2007. Bad Karlshafen 2007. [5] Staatsarchiv Hamburg (StA Hbg), 521-4 Deutsch-Evangelisch-Reformierte Gemeinde, V D 4a, Traubücher 1688-1815, 1731. [6] StA Hbg. 521-4 Deutsch-Evangelisch-Reformierte Gemeinde, I G 4, Mitglieder und Konfirmanden der Reformierten Gemeinde Hamburg 1658-1841. [7] BENEKE, Otto: Geschichte und Genealogie der Familie Lorenz Meyer in Hamburg. Hamburg, 1861. [8] Ebenda [9] StA Hbg. 612-1/60, II 1. Amt der Weinverlasser u. Faßbinder. [10] TAGLICHT, Dr. Israel: Nachlässe der Wiener Juden im 17. und 18. Jahrhundert. Wien 1917, S. 151. [11] Stadtarchiv Amsterdam, Notarielle Archive (Archief van de Notarissen ter Standplaats Amsterdam 1578-1811). [12] Hamburger Relations-Courier - Jahrgang 1752, Ausgabe 65; Dienstag, den 25. April 1752. Ein ähnlicher Aufruf erfolgte im Jahr 1766. [13] Beylage zu No. 95 der Kaiserl. priv. Hamb. Neuen Zeitung, Mittwoch, den 15 Junius, 1785 - darin eine Auflistung aller Besitzer des Hauses. [14] Friedrich Zellfelder: Das Kundennetz des Bankhauses Gebrüder Bethmann (1738-1816) in Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Band 56. [15] Bereits 1744 hatte Isaac de Boor als Vorsteher der Teutsch=Reformirten Armen=Cassa eine ähnliche Funktion innerhalb der ref. Gemeinde inne. [16] StA Hbg. 612-1/60, III 1. Amt der Weinverlasser u. Faßbinder. [17] Dr. Albert de Boor in einer handschriftlichen Notiz an seinen Sohn Hans Adolf (ohne Datum). |
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© Ulrich A. de Boor 2015 |